Kurzgeschichtenwettbewerbe sind eine hervorragende Gelegenheit, das Arbeiten unter Druck zu üben.
Dieser
Druck besteht zum einen im fest terminierten Einsendeschluss, zum anderen in
der Notwendigkeit, sich kurz zu fassen und auf eine bestimmte Seiten- oder
Zeichenzahl zu beschränken.
Bei der Deadline ist meist nichts zu verhandeln.
Verzweiflung und Konsum von Energydrinks nehmen zu,
Nervenkostüm und Teilnahme am sozialen Leben nehmen ab.
C’est la vie.
Bei
der Beschränkung auf eine bestimmte Länge der Kurzgeschichte zeigt sich aber,
aus welchem Holz der Autor geschnitzt ist.
Ein
Beispiel gefällig?
Ausgangslage: Die Kurzgeschichte darf 11.00 Zeichen inklusive Leerzeichen nicht überschreiten.
Die Geschichte hat 10.845 Zeichen ohne Leerzeichen, leider 12.917 Zeichen mit Leerzeichen.
Der
souveräne Autor sagt sich: „Das wird schon niemand merken. Der Veranstalter
soll froh sein, wenn ich ihn mit meinem Beitrag beglücke.“
Der
literarische Autor lässt vom Textverarbeitungssystem alle Leerzeichen entfernen
und sagt sich: „Dieses Werk ist pure Verdichtung, die Essenz meines Schaffens.
Der Veranstalter darf sich glücklich schätzen, dass ich ihn mit meinem Werk
beglücke.“
Der
feige Autor streicht so lange, bis er unter die Grenze kommt und hält die
Klappe.
Nachdem ich nun meine Geschichte zusammengestrichen habe, liegt sie fertig ausgedruckt vor mir.
Nun noch in den Umschlag und ab die Post…
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …