Schreibtipps von Jeffery Deaver (Teil 1)

By Avery Jensen – Own work, CC BY-SA 4.0,
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Jeffery Deaver ist ein amerikanischer Thrillerautor, der im Laufe seiner Karriere über 50 Millionen Bücher verkauft hat.

Auf seiner Homepage veröffentlichte er ein Video, in dem er seine persönlichen 13 Regeln erläuterte, die er auch selbst befolgt, um kommerziell erfolgreiche Literatur zu schreiben.

In gut verdaulichen Häppchen und rücksichtslos eingedampft werde ich in nächster Zeit diese Regeln servieren.

Hier die Vorspeise mit den ersten vier Regeln:

1. Definiere dein Ziel als Schriftsteller!
Möchtest du ein Vollzeitschriftsteller sein, in Teilzeit schreiben oder das Schreiben als Hobby betreiben? Alle drei Ansätze sind vollkommen in Ordnung, aber egal, was du tust, ob du jedes Jahr ein Buch veröffentlichen möchtest, oder alle drei Jahre als Selfpublisher, schreibe das beste Buch, was dir möglich ist!

2. Kenne deine Mission!
Der Krimiautor Mickey Spillane sagte: „Die Leute lesen keine Bücher, um nur die Mitte zu erreichen.“
Das heißt, treibe deine Leser vom Anfang bis zum Ende! Gönn ihnen keine Ruhe! Sie sollen Haltestellen verpassen und zur spät zur Arbeit kommen.
Leser lieben vor allem pure Emotionen. Am Ende soll der Leser nicht sagen: „Okay, das war ein interessantes Buch.“ Sondern: „Wow, ich habe dieses Buch überlebt.“
Und sie sollen lachen oder heulen oder aufgewühlt sein. Es soll eine emotionale Erfahrung für sie sein.

3. Das Schreiben von Fiktion ist ein Business
Es ist keine Kunst und du bist keine Primadonna. Das heißt, du arbeitest mit dem Verlag und dem Lektor zusammen, um das bestmögliche Buch zu produzieren. Veröffentliche  regelmäßig, denn Leser neigen dazu, dich zu vergessen! Hole Feedback ein!

4. Das ‚Zahnpasta mit Mint-Geschmack‘-Modell
Leser wissen, was ihnen gefällt. Du kannst in einem experimentellen Stil schreiben, aber erwarte nicht, dass du vielen Lesern damit Spaß bereitest.  Es kommt nicht in erster Linie auf dich als Schreiber an, sondern auf den Leser. Dein Vergnügen als Schriftsteller sollte darin bestehen, dass du Bücher schreibst, die Lesern Vergnügen bereiten.

Krimis schreiben.

Punkt. Klarer Titel, klares Thema.

Auf meinem Regal mit Schreibratgebern habe ich diesen gut zwanzig Jahre alten Titel entdeckt, der nur noch antiquarisch zu kaufen ist. Herausgegeben haben ihn die ‚Private Eye Writers of America‘. In dieser Organisation haben sich Schriftsteller zusammengeschlossen, die sich auf Detektivgeschichten spezialisiert haben.

Das Handbuch ist kein Ratgeber, dessen Kapitel aufeinander aufbauen. Die verschiedenen Autoren steuern Aufsätze zu unterschiedlichen Themenbereichen bei. Sie beschäftigen sich mit Kreativität, Figurenentwicklung, Schauplätzen, Strukturen und steuern noch weitere, teils ausgefallene Themen bei (Was ist zum Beispiel zu beachten, wenn ein Krimi in einer Western-Umgebung spielt?).

Zwar orientiert sich das Buch deutlich an amerikanischer Detektivliteratur und der dortigen Buchszene, trotzdem können Schreiber und wissbegierige Leser Anregungen und interessante Informationen finden.

‚Krimis schreiben.‘, herausgegeben von Robert J. Randisi (Verlag Zweitausendeins, 1999)

Rette die Katze!

Foto: Inna Astakhova, Fotolia

Reißerischer Titel und Katzenfoto. Damit müssten die Zugriffszahlen für diesen Beitrag alle Grenzen sprengen…

Der andere Grund für diesen Blog ist die Kurzvorstellung des Schreibratgebers von Blake Snyder, einem 2009 verstorbenen Drehbuchautor und -coach. Es geht tatsächlich um das Schreiben von Drehbüchern, aber auch für das Schreiben von spannenden Romanen kann man bei den Tipps fündig werden.

Zum Beispiel fordert er, dass man in nur einem griffigen Satz erklären können muss, worum es in dem Film (oder Roman) geht. Diese sogenannte ‚Logline‘ soll den Empfänger an den Haken nehmen und ihn neugierig auf den Inhalt machen. Gelingt dies nicht, so ist möglicherweise die Idee doch nicht so erfolgversprechend.

„Rette die Katze“ setzt den Fokus deutlich auf das Schreiben von Drehbüchern, aber auch andere Geschichtenerzähler können von einzelnen Anregungen profitieren.

PS.: Sollten die Zugriffszahlen dieses Beitrags tatsächlich durch die Decke gehen, bleibe ich bei Katzenfotos als ‚Eyecatcher‘.

Recherche: Ein Männlein liegt im Walde …

Recherche bedeutet auch, die eigene Komfortzone zu verlassen und wieder einmal Natur richtig zu erleben. Wenn man der alltäglichen Frage nachgeht, ob es möglich ist, z.B. einen menschlichen Körper nachhaltig im Waldboden zu verscharren, kommt man nicht darum herum, das auszuprobieren. Die Leser wollen ernst genommen werden und erwarten zu Recht, dass der Autor alles Mögliche tut, damit seine Geschichte einem Realitätscheck standhält.

Zwar hat mich beim letzten Waldspaziergang meine Familie verwundert angesehen, als ich mit einem Spaten losgezogen und ständig vom Weg gesprungen bin, um eine „geeignete Stelle“ zu finden. Aber sie ist Kummer gewohnt und hilft mir gerne mit guten Ratschlägen weiter, wie beispielsweise dem Hinweis, dass die Pilzsaison noch nicht begonnen hat.

In solchen Phasen muss man souverän bleiben. Logische Erklärungen helfen weiter. Also sage ich in aller Ruhe, dass gute Recherche notwendig ist, nur ein bisschen Zeit, Geduld und guten Willen kostet und dass – verdammt noch mal – mir jemand endlich helfen soll, mich aus dem verfluchten Dornengestrüpp zu befreien!

Um aber auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Man muss schon lange suchen, bis man die richtige Stelle gefunden hat. Und es ist Knochenarbeit, sich durch Wurzelwerk tief genug zu graben, um erfolgreich …. na, Sie wissen schon!

Auf jeden Fall nichts für einen gemütlichen Sonntagsspaziergang.

Schreibtipps von T. C. Boyle

Autorenfoto: (c) Peter-Andreas Hassiepen

„Schreiben ist harte Arbeit. Es lässt dich schwitzen, baut deine Muskulatur auf und ist ein echtes Herz-Kreislauf-Training (wenn du es mit einem 10-Meilen-Lauf verbindest, und zwar jeden Tag).“

So beginnt der amerikanische Schriftsteller T.C. Boyle in einem Beitrag für „Publishers Weekly“ mit der Vorstellung von fünf Schreibtipps.

Der komplette Beitrag ist hier zu lesen.

Im Folgenden einige Zitate in deutscher Übersetzung:

1. Prozak (der amerikanische Name für ein Antidepressivum; A.d.Ü.)
… Ich würde dazu raten, ohne solche Krücken zu schreiben, wenn du es schaffst. Manchmal kann ein leichter Schlag mit einem Hammer, mit Bedacht auf die Schädelbasis ausgeführt, schon genügen, um den kreativen Prozess zu starten. …

2. Die 375er Magnum
Da alle Schriftsteller manisch-depressiv, Alkoholiker und Drogenabhängige sind, ist es immer hilfreich, eine geladene Pistole auf deinem Schreibtisch liegen zu haben, vielleicht neben dem Hammer. … Das ist ein Ansporn zur Kreativität und natürlich die ultimative Lösung für eine Schreibblockade.

3. Musik
… Probiere es aus. Beginne mit Mozarts ‚Requiem‘, wie ich es oft tue, wiederhole es mindestens 10.000 Mal und höchstwahrscheinlich wirst du feststellen, dass du den perfekten ersten Satz deines 800-Seiten-Romans hast, der dich anstarrt.

4. Der Schleifstein
Egal, wie hoffnungslos es ist, du musst weiterschmieden. … Kämpfe weiter. Täglich. Solange du es aushalten kannst. Widerstehe der Versuchung, Golf zu spielen oder zu stricken oder mehr als einen oder zwei Drinks in deiner Freizeit zu trinken. Tatsächlich hast du keine Freizeit mehr. Wenn du sehr, sehr viel Glück hast, wirst du den Schlüssel entdecken und alles wird an Ort und Stelle fallen.

5. Tod
… Schreiben ist eine Möglichkeit, das Todesurteil für so viele Stunden am Tag zu vergessen. Bewahre diese Stunden auf, denn – glaube mir – sie werden nicht ewig dauern.

Schreibratgeber 4: „Wort für Wort“ von Elizabeth George

„Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben“ lautet der Untertitel des Buches der US-amerikanischen Krimiautorin Elizabeth George. Ich habe ihren Ratgeber vor einigen Jahren eher zufällig gefunden, denn in der Buchhandlung stehen im Regal für Scheibnerds meist andere Titel. Aber Elizabeth George hat zu dem Thema einiges zu sagen. Sie hat etwa 25 Kriminalromane veröffentlicht, und ihrem Ratgeber merkt man an, dass sie ihr Handwerk versteht.

Sie geht auf die Grundlagen von der Idee über den Plot, Rohfassung und Überarbeitung ein und illustriert die einzelnen Schritte mit Beispielen. Besonders inspirierend ist dabei der vierzehnte Schritt des Arbeitsprozesses: „Champagner! Ihr habt einen Roman geschrieben.“

Der Ratgeber erschien 2004 bei Goldmann und ist meines Wissens nur noch antiquarisch zu erwerben.

Novemberblues …

Dunkelheit, Nässe, Kontaktbeschränkung…

Genau die richtige Zeit für ein bisschen Lektüre und die ideale Gelegenheit, sich mit Plätzchen und Tee aufs Sofa zu setzen und Simon Harper bei seinem ersten Abenteuer (welches auch in einem ungemütlichen November spielt) zu begleiten (das war der Werbeblock!).

Dunkelheit, Nässe, Kontaktbeschränkung…

… ist auch die richtige Zeit, sich mit Plätzchen und Tee vor das Notebook zu setzen und weiter an der Rohfassung des nächsten Thriller über den Troubleshooter zu arbeiten. Die derzeitige Lage Harpers ist auch ziemlich ungemütlich, und ich lasse mich mal überraschen, ob er unbeschadet da herauskommt.

Mal abwarten und Tee trinken …

NaNoWriMo …

… hinter diesem kryptischen Kürzel verbirgt sich der National Novel Writing Month, und im November ist es wieder so weit, dass die Aktion, die hinter der Abkürzung steht, stattfindet.

Was steckt dahinter? Im November sollen Schreiber angespornt werden, bis zum Ende des Monats einen Roman mit mindestens 50.000 Wörtern zu schreiben. Den NaNoWriMo gibt es seit 1999 und kommt – natürlich – aus den USA. Ziel ist es, den inneren Zensor in diesem Monat auszuschalten und alles daranzusetzen, den Text zu schreiben. Autoren können sich außerdem vernetzen, gegenseitig ihr Leid klagen und anspornen, um ihr Ziel zu erreichen.

Die aktuelle Statistik für dieses Jahr zeigt, dass bisher knapp 800.000 Autoren teilnehmen und rund 370.000 Romane (zumindest in der Rohfassung) beendet wurden.

Wenn ich mein Schneckenschreibtempo für den Rohentwurf von 500 Wörtern pro Stunde zugrunde lege (ohne Rechtschreibprüfung, zufälliger Zeichensetzung und einer Qualität, die eher Glückssache ist), dann müsste ich täglich 3-4 Stunden schreiben. Dann könnte man schon neidisch werden …

Aber es wird nicht gejammert, zurück zu meinem Projekt: Mein Rohentwurf des zweiten Harper-Thrillers entfernt sich immer mehr vom geplanten Plot. Alles sehr spannend, aber ich muss sehen, dass meine Geschichte so langsam die Kurve kriegt und auf die Zielgeraden einbiegt. Mal sehen, wie das so funktioniert.

Aber das Wichtigste ist erst einmal … am Ball bleiben!

Von Leichen, die in Eichen singen …

Die ersten Seiten der Rohfassung sind geschrieben.
Der Held agiert – wie es sich gehört – heldenhaft, die Schurken sind hinreichend gewissenlos. Alles läuft bisher planmäßig.
Der Bodycount, das ist die Anzahl der Leichen in einem Krimi oder Thriller, ist noch ausbaufähig, aber es sind ja noch ein paar Seiten Zeit.

Wenn ich meine Rohfassung schreibe, dann orientiere ich mich an meinem Plot, den ich vorher verfasst habe. Neue Ideen, die mir beim Schreiben kommen, lasse ich grundsätzlich zu. Regelmäßig gleiche ich aber mein Manuskript mit dem Plot ab, um frühzeitig zu erkennen, ob ich Plot oder Rohfassung ändern muss, damit am Ende ein in sich schlüssiger, spannender Roman herauskommt.

Ein Beispiel aus der Praxis:

In meinem Manuskript lese ich:
„Auf den untersten Zweigen der Eiche hockten zwei Leichen und sangen.“

Zuerst stutzt der Autor. Dann lohnt es sich, systematisch vorzugehen.
1. Prüfung des Plots
Habe ich die zwei Leichen in meinem Plot berücksichtigt? Wenn ja, wird ausreichend begründet, weshalb sie gerade dort singen?

2. Wenn die singenden Leichen nicht im Plot berücksichtigt sind, stellt sich die Frage, ob die Idee originell ist und Spannung verspricht.

In meinem Plot tauchen die Leichen bisher nicht auf , aber die Idee ist originell.
Außerdem ist das Problem der Titelfindung gelöst: „Harper und die singenden Leichen“

3. Also muss der Plot nun entsprechend geändert werden.
Dies ist nun das Problem, welches professionell gelöst werden muss. Seit einigen Tagen führe ich mir die Textstelle immer wieder vor Augen und versuche verzweifelt, mich zu erinnern, weshalb ich in diese eher unwichtigen Passage zwei Leichen hineingeschrieben habe. Und dass sie singen, macht die Lösung des Problems nicht einfacher.

Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Und dann kommt mir der undenkbare Gedanke: Habe ich mir überhaupt etwas dabei gedacht?
Vermutlich nicht!
Vermutlich lag es an einem banalen Tippfehler.

Nicht zwei Leichen sangen, sondern zwei Lerchen …

So konnte mit kühlem Kopf und strukturiertem Vorgehen eine entscheidende Stelle des Romans gerettet werden.

Obwohl …
“ Auf den untersten Zweigen der Eiche hockten zwei Lerchen und sangen.“
Klingt nicht besonders aufregend. Ist auch nicht sehr originell. Vermutlich ist es am besten, diesen Satz komplett zu streichen.

Das Abenteuer beginnt …

So, Textverarbeitungsprogramm ist gestartet … alle Einstellungen zur Normseite sind getroffen … Unterlagen liegen parat … Fingerübungen sind gemacht … Wortzähler ist eingeschaltet … eigentlich kann’s losgehen …

Vor ein paar Tagen/Wochen habe ich etwas über das Plotten geschrieben. Mein Handlungsgerüst steht mittlerweile. Ich weiß, wo meine Geschichte startet, welche Wendungen sie nehmen soll und wie sie schließlich spektakulär endet!

Jetzt muss ich sie nur noch aufschreiben…

Und das beginnt mit einer leeren Seite und einer Menge Ungewissheit. Habe ich tatsächlich die Kondition für einen Roman? Spielen meine Figuren mit und halten sich an meinen Plot? Das ist nicht selbstverständlich, denn im Laufe des Schreibens können Figuren ein Eigenleben entwickeln…
Und das kann den ganzen Plot über den Haufen werfen…
Was diesen natürlich auch besser machen könnte…

Also ist alles doch noch unklar und ein Abenteuer. Aber den ersten Schritt muss man machen und der beginnt mit einer leeren Seite. Und es gibt ein Patentrezept, mit welchen Worten man dieses Abenteuer beginnt…